Montag, 5. Dezember 2016

Wochenrückblick 2016/48

Zusammenstellung der für mich wichtigsten Nachrichten, Erkenntnisse und kreativen Werke der vergangenen Woche.
  • Sicherheit: In Tschernobyl wurde ein Betonsarg für das Kraftwerk fertiggestellt, der vor der Strahlung in der direkten Umgebung schützen soll.
  • Bildung: Nett zu sein, gilt als schwach, langweilig, gescheitert und unattraktiv. The School of Life zeigt uns allerdings, dass wir doch auf andere Menschen und ihre Nettigkeit angewiesen sind, da sie uns dabei helfen, ein angenehmes Leben führen zu können.
  • Kultur: Wes Anderson hat eine Weihnachtswerbung für ein Modegeschäft gemacht.
    • Ich sehne mich nach einem neuen Film von ihm.
  • Zusatz: Mehrere deutsche Bürgerinitiativen haben sich dafür stark gemacht, digitale Grundrechte auf den Weg zu bringen.
    • Das ist bisher nur ein Diskussionsvorschlag und leider interessieren sich noch viel zu wenige Menschen dafür.

Sonntag, 20. November 2016

Wochenrückblick 2016/46

Zusammenstellung der für mich wichtigsten Nachrichten, Erkenntnisse und kreativen Werke der vergangenen Woche.
  • Weltpolitik: Russland tritt aus dem internationalen Strafgerichtshof aus.
    • Die Gründe dafür sind unklar. Zwar ist die Kritik an der fehlenden internationalen Wirkung des Gerichtshofes berechtigt, aber genauso könnte auch der Konflikt zwischen Russland und Georgien aus dem Jahr 2008 mit hineinspielen.
    • Für mich ist die Schwächung des internationalen Gerichtshofes ein übles Zeichen. Der Gerichtshof wurde nach dem zweiten Weltkrieg gegründet, um eine "Siegerjustiz" zu verhindern, die etwas ungesetzlich macht, was im Land zur Zeit der Anwendung nicht verboten gewesen ist. Wenn der internationale Strafgerichtshof wegbricht, dann müsste erneut die Frage geklärt werden, wie mit solchen Situationen umgegangen wird.
  • Grundlagen: CRISPR/Cas9 wird in China erstmals an einem Menschen eingesetzt, um Krebs zu bekämpfen.

Montag, 14. November 2016

Wochenrückblick 2016/45

Zusammenstellung der für mich wichtigsten Nachrichten, Erkenntnisse und kreativen Werke der vergangenen Woche.
  • Weltpolitik: Trump gewinnt die Präsidentschaftswahl in den USA.
    • Klassische Medien scheinen immer mehr an Bedeutung zu verlieren, wenn wir bedenken, dass Trump in fast allen Medien als Verlierer und Außenseiter dargestellt wurde. Demzufolge könnte man davon ausgehen, dass es einen Aufschwung sozialer Medien und kleinerer Clickbait-Webseiten gibt.
    • Der Begriff der "postfaktischen Welt" wird eingeführt und beschreibt eine Politik und ein Medienverhalten, das sich nicht mehr darum kümmert, ob Informationen Fakten (dokumentiertes Wissen) sind, bevor sie als solche verbreitet werden.
    • Es besteht die Möglichkeit, dass progressive Diskussionen dazu beigetragen haben, Menschen vermehrt auszuschließen, da die Meinungen von Mehrheiten heruntergespielt wurden. Ich denke dennoch, dass Political Correctness den richtigen Weg darstellt, da nur so sichergestellt wird, dass wir versuchen, allen zuzuhören und sie einzubinden.

Sonntag, 6. November 2016

Wochenrückblick 2016/44

Zusammenstellung der für mich wichtigsten Nachrichten, Erkenntnisse und kreativen Werke der vergangenen Woche.
  • Klimawandel: Die NASA hat eine Zeitraffer-Aufnahme zur Dicke des Nordpoleises veröffentlicht.
  • Kultur: Google und die GEMA einigen sich nach 8 Jahren auf die Lizenzierung von Musik auf YouTube, sodass es für deutsche Nutzer keine Sperrtafeln mehr für GEMA-Musik gibt.
    • Das bedeutet, dass Videos, die GEMA-geschützte Musik enthalten, für alle zugänglich werden.
    • Jedoch bedeutet das nicht, dass jeder jetzt Musikvideos hochladen kann, ohne dafür bestraft werden zu können. Ein Künstler kann die Benutzung der Musik immer noch untersagen.
  • Kultur: Adobe hat ein Programm entwickelt, das man lediglich mit den Audiodaten einer Person füttern muss, um dann beliebigen Text mit der Stimme der Person zu produzieren.
    • Dieses Programm ist gefährlich, weil es Tonmanipulationen so einfach macht, wie eine Bildbearbeitung in Photoshop. Natürlich sind die positiven Anwendungen nachvollziehbar und schlüssig. Aber aufgrund dieser Entwicklungen sollte man noch 
  • Nachhaltigkeit: Das Pacific Northwest National Laboratory hat eine Methode entwickelt, um Rohöl aus Abwasser herzustellen. Sie gehen davon aus, dass ein Mensch etwa pro Jahr genügend Abwasser für etwa 11 Liter Bio-Rohöl produzieren könnte.
    • Inwiefern dieser Prozess sinnvoll in das derzeitige Kläranlagensystem eingeflochten werden kann, ist für mich noch nicht nachvollziehbar.
    • Außerdem fehlt noch ein finanzieller Anreiz für ein solches System, da Rohöl durch die bestehenden System derzeit billig gefördert werden kann.
    • Ich bin sehr skeptisch, aber generell offen für solche Entwicklungen.

Mittwoch, 12. Oktober 2016

Wochenrückblick 2016/40

Zusammenstellung der für mich wichtigsten Nachrichten, Erkenntnisse und kreativen Werke der vergangenen Woche.
  • Weltpolitik: Die Bundeszentrale für politische Bildung gibt einen Überblick darüber, was denn eigentlich der Sinn von Freihandelsabkommen zwischen modernisierten Marktwirtschaften ist.
    • Die Zusammenfassung ist super, um in die Gedanken der Industrie einzutauchen und nachzuvollziehen, was denn eigentlich für Probleme mit TTIP oder CETA gelöst werden sollen; und warum das möglicherweise trotzdem keine guten Gründe für das Abkommen sind.
    • Darunter: "Sollte es gelingen, so die Hoffnungen der TTIP-Verhandler, solche Unterschiede zu vereinheitlichen oder festzustellen, dass ein EU-Produkt trotz unterschiedlicher Standards genauso sicher ist wie ein US-Produkt, wäre das gut für die Wirtschaft. Vor allem kleinere Firmen, so die Botschaft der Freihandelsexperten, könnten es sich dann eher leisten, auch für den anderen Markt zu produzieren. Das klingt sinnvoll. Und stellt keine Gefahr für die Demokratie dar."
    • Dagegen: "Europäische Landwirte fürchten den Preisdruck von amerikanischen Massenbetrieben. US-Unternehmen wiederum profitieren davon, dass die USA sich vielen internationalen technischen Standards verweigert, da sie dadurch weniger Konkurrenz fürchten müssen. Während der Verhandlungen hat sich gezeigt, dass viele dieser Hürden zu hoch sind, als dass sie in einem Handelsabkommen beseitigt werden können."


Dienstag, 4. Oktober 2016

Wochenrückblick 2016/39

Zusammenstellung der für mich wichtigsten Nachrichten, Erkenntnisse und kreativen Werke der vergangenen Woche.
  • Sicherheit: From the Comments, on cyberattacks beschreibt die Befürchtungen, dass von Gegenständen, die mit dem Internet verbunden sind, immer die Gefahr ausgeht, dass sie zu schlechte Schutzmechanismen besitzen, um sie davor zu bewahren, übernommen zu werden und ihre Rechenleistung für Angriffe gegen die Infrastruktur von anderen Systemen, die an das Internet angeschlossen sind, zu benutzen.
    • Wenn ein Kühlschrank an das Internet angeschlossen ist, kann seine Rechenleistung benutzt werden, um Webseiten unbrauchbar zu machen.
  • Nachhaltigkeit: SpaceX versucht den Mars zu kolonialisieren und wenn alles gut geht, werden bereits 2025 die ersten Menschen den Planeten betreten.
    •  Ich bin optimistisch und sage, dass das nicht unwahrscheinlich ist, aber es wird nicht einfach, die politischen Fragen dahinter zu klären. Wer eine Marsbasis baut, erhebt territoriale Ansprüche. Generell sind die Anstrengungen aber zu begrüßen, da es sich um einen Anreiz handelt, bei dem sich die Weltgemeinschaft stärker aufeinander zubewegen muss.

Sonntag, 25. September 2016

Wochenrückblick 2016/38

Zusammenstellung der für mich wichtigsten Nachrichten, Erkenntnisse und kreativen Werke der vergangenen Woche.
  • Zusatz: Die New-York-Times gibt dieselben Rohdaten aus Befragungen an vier unterschiedliche Analysten und erhält vier verschiedene Ergebnisse.

Dienstag, 20. September 2016

Lauch genügt völlig! - Der Raketenstiefel Podcast

Da ist er nun, der Podcast zum Blog.
In den Ferien hatten wir die Idee, dass ein eigener Podcast ja eigentlich ganz cool wäre und letzten Samstag wurde die erste Folge dann aufgenommen, mit Henry Marcel und mir.

Der Podcast wird (falls alles klappt) etwa wöchentlich oder zweiwöchentlich, je nachdem wie wir es schaffen, rauskommen, wahrscheinlich auch mit mehr bzw. anderen Leuten, sodass jeder irgendwann mal Pause machen kann.

In der ersten Folge, hauen wir schon mal ein paar Knaller-Themen raus, sprechen über Arroganz, Selbstverbesserung, Stranger Things und noch eine Menge anderen Kram.
Leider nicht über Buffy... naja, vielleicht bekomme ich das Thema ja irgendwie nächstes Mal mit rein :-).


Wochenrückblick 2016/37

Zusammenstellung der für mich wichtigsten Nachrichten, Erkenntnisse und kreativen Werke der vergangenen Woche.
  • Grundlagen: Ein Video der Harvard Medical School über die Adaption von Bakterien in einer Petri-Schale, die mit Antibiotika gefüllt wurde. Hier werden zwei grundsätzliche Konzepte noch einmal dargestellt: Die Existenz von Kleinstlebewesen und die Evolution durch Mutation.
    • Mutationen sind Fehlbesetzungen bestimmter Basenpaare in der DNA, ausgelöst durch Strahlung oder Kollisionen, sodass sich über Generationen, wenn sich die Veränderung nicht als tödlich herausgestellt hat, neue Lebewesen herausbilden.
  • Klimawandel: XKCD zeigt die Veränderungen der durchschnittlichen Erdtemperatur anhand neuster Forschungsergebnisse auf. Inklusive wahrscheinlicher Entwicklungen.
  • Zusatz: Video zum Zeichnen mit Deep-Learning;

Montag, 15. August 2016

Lesen: Angelika Krebs - Zwischen Ich und Du, David Adger - Core Syntax, Satoshi Kon - Opus

Für die kommende Woche habe ich mir vorgenommen, drei Bücher durchzulesen, die mich langsam fertigmachen, weil sie mich schon viel zu lange beschäftigen. Zunächst möchte ich Angelika Krebs' dialogische Liebeserklärung "Zwischen Ich und Du" fertig lesen, weil darin einige interessante Anmerkungen zum Zusammenleben zwischen Menschen und konkreter in der romantischen Liebe gemacht werden, denen ich gern einen eigenen Artikel widmen möchte.

Als nächstes steht David Adgers "Core Syntax" auf dem Programm. Das würde ich gern systematisch durcharbeiten, sodass ich ein besseres Verständnis davon bekomme, was eine syntaktisch ausgerichtete Grammatik so bewirken kann. Dabei möchte ich mich allerdings vordergründig auf die Kritik des Systems konzentrieren, weil ich noch relativ unzufrieden mit der Erfassung bestimmter Teilaspekte der deutschen Grammatik bin. Vielleicht hilft mir die Kritik dabei, bessere Erklärungsvarianten zu finden.

Nebenbei versuche ich Satoshi Kons Manga "Opus" abzuschließen. Ich habe den ersten Teil vor Monaten gelesen und der zweite Teil liegt wie Blei auf meinem Nachttisch. Der Manga erzählt die Geschichte eines Comic-Zeichners, der in seinen eigenen Comic gezogen wird und damit zurechtkommen muss, dass seine Hauptfigur nicht sterben möchte.

Alles in allem recht übersichtlich. Aber wie immer kann es natürlich passieren, dass irgendwas dazwischenkommt. Mal schauen!

Sonntag, 14. August 2016

Wochenrückblick 2016/32

Zusammenstellung der für mich wichtigsten Nachrichten, Erkenntnisse und kreativen Werke der vergangenen Woche.
  • Kultur: Hello Games' No Man's Sky wird veröffentlicht. Das Spiel generiert alles prozedural, sodass es eine vollständige Galaxie (alle Sterne sind bereisbar) darstellen kann.
    • Zwar gibt es schon sehr viele Spiele, die prozedural generierte Welten nutzen, aber in diesem Spiel wird alles (alle Lebewesen, alle Objekte, alle Planeten, alle Ereignisse) prozedural generiert. Trotz negativer Kritiken eine beeindruckende technische Leistung für ein Computerspiel.
  • Ereignisse: Olympische Spiele vom 5. bis zum 21. August;
  • Zusatz: Die Beginner haben ein neues Video mit einem Querschnitt durch die aktuelle Hip-Hop- und Promi-Szene Deutschlands; Ungleichheit in Deutschland in einem FAQ zusammengefasst von der Hans-Böckler-Stiftung (Deutscher Gewerkschaftsbund), inklusive Vorschläge für Gegenmaßnahmen

Arbeiten: Handlungsentwicklung, Rätseldesign und Lesarten

I.

So, zwei Wochen später und ich habe einen Teil der Aufgabe, die nur drei Tage lang dauern sollte, abgeschlossen. Ich bin ja nicht unbedingt davon ausgegangen, dass ich das wirklich in den drei Tagen schaffe, aber ich wäre gern soweit gekommen, wie ich jetzt gerade bin. Aber das Leben kommt nun einmal dazwischen und man macht dann doch andere Dinge.

Nun aber zu meinen Ergebnissen. Ich habe noch nie Rätsel gestaltet und ich habe mir überlegt, wie ich damit umgehen soll. Meine Herangehensweise bestand deshalb zunächst einmal darin, mir zu überlegen, in welchem Zusammenhang die einzelnen Elemente des Spiels zueinander stehen. Da die einzelnen Levelabschnitte für sich selbst erkundet werden können, müssen sie unabhängig voneinander funktionieren. Das bedeutet, dass sich Handlungselemente und Rätsel überschneiden und doppeln können, da sie andere Aspekte des Charakters beleuchten.

Das möchte ich kurz näher ausführen, da ich denke, dass das eine wichtige Frage zum Geschichtenerzählen ist: Sollte ich zulassen, dass sich Aspekte einer Handlung nicht aufeinander beziehen oder sogar ins Leere verlaufen? Innerhalb linearer Erzählstrukturen ist es normalerweise keine gute Idee, einzelne Handlungselemente nicht miteinander zu verbinden, da das führt dazu, dass sich der Text oder der Film nur langsam entwickeln, sodass die Spannung verloren geht und das Werk einen eher dokumentarischen Einschlag bekommt. Wenn das Publikum allerdings eine andere Erwartung an das Werk anlegt, setzt Langeweile ein.

Das gilt wie gesagt vordergründig für lineare Erzählstrukturen, die zusätzlich dazu eine gewisse Erwartungshaltung wecken. Wenn ein Abenteuerfilm plötzlich im dritten Akt sein Genre wechselt und zu einem langsamen Drama werden würde, wäre wahrscheinlich dann doch die Luft raus. In Computerspielen wird durch die Interaktivität aber die Möglichkeit geschaffen, Spannung aus den eigenen Herausforderungen zu schöpfen und die Handlung nonlinear durch die Umgebung zu erzählen (Siehe: Titan Souls oder Dark Souls).

Allerdings möchte ich das nicht vollständig. Für mich sind die besten Handlungen immer noch ziemlich linear, mit klaren Handlungspunkten und einer eindeutigen Idee. Für mich bedeutet das nun, dass ich eine Handlung erzählen möchte, die klare Vorstellungen davon hat, wohin sie sich bewegt. Dennoch soll diese Geschichte nicht klar linear erzählt werden, sondern durch die Zeit der Spielwelt und die Anstrengung der Spielerin mitbestimmt werden.

Deshalb stelle ich mir die einzelnen Schauplätze als aufaddierende Handlungsanknüpfpunkte vor. Die Handlung wird durch die Orte erzählt, aber die Orte erzählen immer nur Aspekte und sind keine Notwendigkeit dafür, das Ende zu verstehen. Sie sind jedoch dazu da, das Ende besser zu verstehen. Das bedeutet jedoch nicht, dass jeder Ort eine Bedeutung für die Handlung haben muss.

Dazu gibt es auch einen interessanten Artikel von KillScreen, der sich mit einer ähnlichen Technik beschäftigt. Darin wird der Kritiker Gary Morson zitiert, der das "Sideshadowing" als eine Methode anführt, um Momente zu schaffen, die zwar nicht die Haupthandlung voranbringen, allerdings durch die Möglichkeiten, die letztendlich ins Nichts führen, ein Gefühl von Realität erschaffen.

Trotzdem sollen diese Schauplätze wichtige Anlaufpunkte sein. Als Spieler ist man vielleicht angeraten, einige davon zu erkunden, um in der Haupthandlung schneller voranschreiten zu können. Man muss allerdings nicht alle erkunden und man muss auch nicht alles verstehen. Der Spieler soll immer die Möglichkeit haben, zu einem anderen Schauplatz gehen zu können, um in der Handlung voranschreiten zu können. Ich denke, dass diese Unabhängigkeit dazu führt, dass sich Spieler ihren eigenen Weg suchen und damit insgesamt eine bessere Spielerfahrung haben.

II.

Nachdem mir nun bewusst geworden ist, dass ich eine nonlineare lineare Handlung haben möchte, ging es nun ans Eingemachte: Wie sollen die Rätsel funktionieren? Ich möchte keine Schauplätze, die einen Spieler über Kämpfe herausfordern, sondern ich möchte, dass Spielerinnen immer wieder überrascht werden. Ich möchte, dass ein Schauplatz etwas Besonderes ist, etwas, worüber man nachdenkt, was einem im Gedächtnis bleibt. Doch wie stelle ich das an?

Ich habe mich für eine thematische Herangehensweise entschieden, die ich aus dem Nachdenken über die Geschichte entwickelt habe. (1) Zunächst formuliere ich dafür den Charakter eines Rätsels in Form eines Themas. Zum Beispiel: Das ist ein Rätsel über Höhenangst. (2) Dann formuliere ich den Konflikt, der sich zwischen dem Protagonisten und den einzelnen Elementen der Umgebung abspielt: Die Höhenangst schüchtert die Protagonistin ein. (3) Danach folgt eine symbolische Deutung der Situation im Hinblick auf das Thema: Die Höhenangst steht für viele nicht gemachte Erfahrungen. (4) Und abschließend folgt eine daraus entstehende Beschreibung der Spielsituation: Der Spieler muss mit Flügeln auf Pflöcke gleiten, um zur anderen Seite des Abgrunds zu gelangen. Im Flug wird die Spielfigur allerdings abgedrängt, sodass die Spielerin dagegen halten muss. - Mit dieser Methode entwickle ich die Hindernisse und erhalte damit sofort ein klares Bild davon, was die einzelnen Rätsel innerhalb der Handlung leisten sollen.

Dabei ist für mich allerdings noch ein weiteres Element wichtig. Um den Schauplatz und die Rätsel in die Spielwelt einzufügen und glaubhaft zu gestalten, erarbeite ich unterschiedliche mögliche Herangehensweisen an die Wahrnehmung des Ortes. Wenn ich zum Beispiel eine Strandregion gestalte, dann habe ich zunächst einmal ein Meer vor mir. Aber welche Interpretationen und welche Zusammenhänge lassen sich dafür noch finden? Hat meine Spielfigur Angst vor dem Wasser? Welche Wahrnehmung hat der Spieler, welche die Spielfigur, was ist das übergeordnete Ziel? Insgesamt sind es fünf Herangehensweisen, die ich für jeden Schauplatz ausarbeite:

  • Literal Approach: Was sehen Spielerin und Spielfigur direkt vor sich? Welche Effekte sind sichtbar?
  • Title Approach: Wie steht dieser Schauplatz im Zusammenhang mit dem Titel des Werkes?
  • Quest Approach: Welche Aufgaben lassen sich an diesem Ort erfüllen, was macht den Ort zu etwas, das man erkunden möchte?
  • Reality Approach: Was würde jemand mit dem Schauplatz anfangen, wenn er sich wirklich in der Situation der Spielfigur befindet?
  • Thematic Approach: Welche Idee versucht der Schauplatz zu vermitteln? Wie wird das bewerkstelligt?
Mit diesen Lesarten der Umgebung mache ich mir auch immer wieder deutlich, dass es unterschiedliche Spielerinnen gibt: Menschen, die eher dazu tendieren, alles zu erkunden oder die einfach nur eine angenehme Spielerfahrung suchen. Als Spieldesigner, aber auch generell als Autor, muss man diese Aspekte immer im Kopf behalten, um ein Spiel zu gestalten, dass trotz unterschiedlicher Herangehensweisen spielbar bleibt.

Sonntag, 7. August 2016

Wochenrückblick 2016/31

Zusammenstellung der für mich wichtigsten Nachrichten, Erkenntnisse und kreativen Werke der vergangenen Woche.
  • Klimawandel: Die Hitzewellen auf der Welt halten weiterhin an. In den USA wurde für die nächsten drei Monate vorhergesagt, dass die Temperatur aller 50 Bundesstaaten über dem Durchschnitt liegen wird.
    • Der Klimawandel ist immer noch eine der größten Bedrohungen für unsere bisher aufgebaute Welt. Deshalb ist für mich eine Energiewende so wichtig, da diese versucht, genau solche Probleme anzugehen und deren Auswirkungen abzuschwächen.
  • Nachhaltigkeit: Israel hat Fortschritte in ihrer Frischwasseraufbereitung gemacht, sodass eines der trockensten Länder der Erde zum ersten Mal mehr Trinkwasser produziert, als es benötigt.
    • Vielleicht ermöglicht diese Technologie, dass wir in der Zukunft nicht um sauberes Wasser kämpfen müssen.
  • Grundlagen: Wissenschaftler konnten widerlegen, dass ein neues Elementarteilchen gefunden wurde. Im Dezember 2015 wurden Experimente durchgeführt, die eine solche Entdeckung wahrscheinlich gemacht haben. Diese Befunde konnten bei einem größeren Datensatz nun nicht bestätigt werden.
    • Für mich ist das eine solide wissenschaftliche Arbeit, die ich sehr respektiere. Wie schon im Artikel zitiert: "This is the success of science, this is what science does".
    • Generell gilt damit weiterhin das Standardmodell der Teilchenphysik, das aus drei Kategorien (Quarks, Leptonen und Bosonen) sowie insgesamt 13 grundlegenden Teilchen besteht.
  • Ereignisse: Pro-Erdogan-Demonstration in Köln; Christopher-Street-Day in Hamburg
  • Zusatz: Kurze Aufarbeitung der aktuellen Lage zum Bundeswehreinsatz im Inneren; Spanien weist die Unabhängigkeitserklärung von Katalonien zurück; Teaser für Christopher Nolans neuen Film DunkirkAbzû, das neue Spiel des Journey-Grafik-Leiters, wurde veröffentlicht

Montag, 1. August 2016

Arbeiten: Computerspiel-Welt, Rätsel und Ereignisse


Für die nächsten drei Tage möchte ich mich mit der Ausarbeitung von Rätseln und Ereignissen in dem Computerspiel beschäftigen, das ich zurzeit entwickle. Ich werde versuchen, mir Gedanken darüber zu machen, wie ich eine kohärente Spielwelt aufbaue, in der sich die Handlungselemente entwickeln, aber auch Ereignisse zeitgesteuert ablaufen können.

Für meine Arbeit muss ich darauf achten, dass ich die Ereignisse so gestalte, dass sie zeitlich auf bestimmte Phasen im Spiel abgestimmt sind, sodass Ereignisse nur zu bestimmten Zeiten zugänglich werden. Dafür muss ich die Länge und den Inhalt der Phasen bestimmen und mir überlegen, wie viel Zeit Spieler überhaupt in den einzelnen Phasen verbringen sollen oder wollen.

Phasen sollen durch bestimmte feste Ereignisse eingeläutet werden, die der Spielerin sofort auffallen, damit sie weiß, in was für einer Phase sie sich gerade befindet. Darüber hinaus soll es Ereignisse im Spiel geben, die unabhängig von den Phasen geschehen.

Die Haupthandlung und die Spielfigur ist mir bei jedem Ereignis präsent und ich versuche die Ereignisse darauf abzustimmen. Weiterhin versuche ich mir Gedanken darüber zu machen, wie die Umgebung der Ereignisse dazu genutzt werden kann, um etwas über die Umstände zu erzählen. Ich bin ein Fan von Geschichtenerzählungen durch Leveldesign und würde davon gern so viel wie möglich einbauen.

Dabei ist mir auch wichtig, dass Ereignisse genügend Hinweise bekommen, um von der Spielerin, während sie die Welt erkundet, entdeckt zu werden. Das bedeutet jedoch nicht, dass dem Spieler jedes Ereignis sofort auffallen wird. Vielleicht befindet er sich ja auch zum falschen Zeitpunkt am richtigen Ort.

Bei den Rätseln versuche ich hingegen eine einheitliche und klare Erfahrung zu bieten, die den Spieler immer wieder vor neue Situationen setzt, die er so vielleicht noch nie in einem anderen Spiel gesehen hat. Ich wünsche mir, dass die Rätsel gewissen Handlungsmomenten vorhergehen und mit diesen verknüpft sind, sodass die Lösung mit der Erfahrung einer neuen Information über die Spielfigur, die Spielwelt oder die Handlung einhergeht.

Für mich sind diese Aspekte so wichtig, weil ich ein Spiel entwickeln möchte, dass seine Spielmechaniken dazu nutzt, eine konkrete Idee zu vermitteln. Mir geht es darum, eine langsame Geschichte zu erzählen, in der die Spielerin selbst entscheidet, was sie mit der präsentierten Welt anfangen möchte. Zwar verändert sich die Welt um sie herum und ihr entgeht manch ein Ereignis. Aber sie selbst ist dafür verantwortlich, was sie sehen möchte und kann jederzeit für eine zweite Partie zurückkehren.

Update: Ich habe die drei Tage dazu genutzt, um über ein Problem nachzudenken, dass mit der Atmosphäre des Spiels zu tun hat. Ich werde zwei weitere Tage dazu nutzen, mich noch einmal mit dieser Aufgabe zu beschäftigen.

Update: Ich bin immer noch nicht mit meiner eigentlichen Aufgabe voran gekommen, weil ich mich zuvor damit beschäftigt habe, einen Tag-Nacht-Rhythmus einzubauen. Ich werde noch bis zum 7. August an dieser Aufgabe sitzen.

Mittwoch, 8. Juni 2016

Gedanken zum Sommer

Mein Bruder hatte von der 1.-3. Klasse eine Lehrerin, die Frau Sommer hieß. Von der 3.-6. Klasse war seine Klassenlehrerin Frau Winter.
Ich meine, wie wahrscheinlich ist das? Das Leben ist schon manchmal krass... . Dabei mag ich den Sommer jetzt noch nicht mal besonders.
Also ich hasse ihn auch nicht, aber ich würde ihn auch nicht über eine der anderen Jahreszeiten erheben.
Was mir dabei einfällt, ist dass Buffy Summers mit Nachnamen heißt. Das hat mich immer irritiert, weil Sommer für mich irgendwie
im Gegensatz zu der Traurigkeit der Serie steht. Vielleicht ist es aber auch so gedacht, der Sommer als Jahreszeit mit der kürzesten Nacht,
da Vampire ja nicht in die Sonne gehen können. Witzigerweise spielt in Joss Whedons zweiter, sehr bekannter Serie Summer Glau eine der Hauptrollen.
Naja das ist wahrscheinlich Zufall. Summer Glau sieht ziemlich gut aus. Was mich am Sommer stört ist, dass man irgendwie den ganzen Winter
darauf wartet, um nicht zu sagen er den ganzen Winter als Mythos am Ende des Horizonts steht, aber dann wenn er da ist, gibt es Mücken und Sonnenbrand
und die Sommerferien sind auch irgendwie kürzer, als man sich das vorgestellt hatte. Ich bin schon ein kleiner Philosoph.
So ähnlich wie Tom (...). In dem Buch war auch die ganze Zeit Sommer, soweit ich mich erinnere. Wieder dieser Gegensatz, da es in dem Buch ja irgendwie
viel um Bestattungsinstitute und Friedhöfe ging. Bin ich eigentlich der Einzige, der das Gefühl hat, dass seit Game of Thrones der Winter an sich in
der öffentlichen Wahrnehmung immer mehr mysthifiziert wird? Ich meine Cpt. America vs. Winter Soldier, The Witcher III: Wild Hunt, in Star Wars:
The Force Awakens ist der Super-Todesstern mit Schnee bedeckt, The Hateful Eight stecken aufgrund eines Schneesturms in einem Gasthaus fest... .
In der usprünglichen (übrigens pommerschen) Sage "Die große Jagd" kam überhaupt kein Winter vor. Das haben die einfach dazugedichtet... .
Aber hier geht's ja um Sommer. In Stephen Kings Kurzgeschichtensammlung "Sunset" wird ein Mann im Sommer in einem Dixiklo eingesperrt,
und dieses dann umgekippt und es ist soo heiß, weil die Sonne halt ununterbrochen auf das Platikdach des Dixiklos scheint.
Das alles macht mein Bild vom Sommer jetzt nicht unbedingt besser.
Aber ich hab auch ein paar gute Assoziationen zum Sommer. Ben Gibbard hat einen Song "Summer Skin", den finde ich ganz gut.
Und Mortys Schwester - Ricks Enkelin - heißt Summer mit Vornamen und sie ist fast mein Lieblingscharakter aus der Serie.
Gibt also auch ein paar Seiten, die ich mag.

Sonntag, 8. Mai 2016

Lernen: Extra Credits - The Casual/Core Fallacy


Das Video geht darauf ein, wie die Unterscheidung zwischen Casual- und Core-Spielern dazu führt, dass Spieldesigner die Länge der Spielzeit mit dem Bedürfnis nach Tiefe verbinden. Mehr Spielzeit = mehr Spieltiefe. Es wird davon ausgegangen, dass sich Casual-Spieler nicht so lange wie Core-Spieler mit dem Spiel beschäftigen und deshalb komplizierte Mechaniken erst später in das Spiel eingefügt werden sollten. Doch diese Annahme könnte falsch sein, weil Core-Spieler eben auch immer weniger Zeit mit Spielen verbringen, unter anderem weil sie andere Verpflichtungen besitzen.

Extra Credits schlägt nun vor, die Vorstellung aufzugeben, dass eine kürzere Spielzeit mit einem Bedürfnis nach weniger Tiefe gleichzusetzen wäre. Deshalb sollten Spieldesigner damit aufhören, den Spielanfang für den typischen Casual-Spieler zu designen.

Montag, 25. April 2016

Goodbye and Good Luck

Vor ein paar Jahren war es "ab 18", jetzt ist es "Sanft und Sorgfältig".
Ich höre nicht viel Radio, aber es gibt immer wieder ein paar Sendungen, die ich regelmäßig höre. Die für mich einfach dazugehören, zu einer normalen Woche, einem normalen Monat.

Vielleicht liegt es daran, dass es nicht so komerziell ist oder dass es eher im Hintergrund laufen soll, aber manchmal erreichen Radiosendungen für mich ein Niveau, dass ich so seletn im Fernsehen finde. Und wenigen Leuten höre ich so lange am Stück zu, wie Holger Klein, Thomas Wosch oder eben Jan und Olli.

Das ist nun leider vorbei, mal wieder. Dabei wünsche ich mir jedes Mal, dass es einfach immer so weitergeht, dass ich jeden Tag um 18.00 Uhr Kathrin Thüring aus einer Kläranlage hören kann, ohne große Veränderung, einfach als fester Bestandteil meiner Routine.
Und dann kommt so ein Facebook-Post und macht alles zunichte, heute früh hab ich noch Kommentare gelesen, dass Jan ja erst mal "bis Ende April" gesagt hat und man sich vielleicht schon auf eine neue Folge diesen Sonntag freuen kann, jetzt das.

Aber irgendwie, denke ich dann auch, ist es schon ok. 3 Jahre, das ist eine echt lange Zeit. Als "ab 18" abgesetzt wurde, war ich erst mal vollkommen traurig. Für mich gab es keine Sendung, die auch nur annähernd so gut war und ich konnte mir nicht vorstellen, das irgendwas Anderes an ihre Stelle kommt. Aber irgendwie kam dann erst mal ein paar Jahre nichts und dann Sanft und Sorgfältig und was soll ich sagen, die Sendung war mindestens genauso gut.
Vielleicht gibt es in ein, zwei Jahren wieder eine gute Sendung und vielleicht ist es auch ganz gut, wenn man hin und wieder aus seiner Routine rausgerissen wird.

Montag, 4. April 2016

Lernen: A Very Long Nerdwriter Q&A

  • Untersuchungsprozess: So viel lesen wie möglich, bis man sich wohl fühlt.
  • Videoproduktion: Einfach anfangen und sich über den Verlauf seiner kreativen Arbeiten verbessern, anstatt nie etwas zu veröffentlichen und dann nichts zu tun.
  • Ziel: Unabhängigkeit behalten.
  • Sinn des Lebens: Selbst entscheiden, was der Sinn des Lebens sein soll.
  • Prätentiösität: Der Sprechrhythmus hilft dabei, Videos zu strukturieren. Niemand kann etwas für seine Stimme.
  • Clickbait-Titel: Menschen schauen sich jeden Tag Millionen von Links an. Deshalb sollte man sich darüber bewusst sein, dass man einen guten Titel braucht, um Menschen von seinen Inhalten zu überzeugen.
  • Form und Inhalt: Jeder Inhalt sollte die Form bekommen, die er verdient, da sich beide Teile aufeinander beziehen.
  • Enthusiasmus entfachen: Ein Narrativ aufbauen, das die Menschen mitreißt und sie von den Ideen dahinter überzeugt, sie aber gleichzeitig selbst in die Welt hinausgehen und sie erfahren lässt.

Montag, 21. März 2016

Über die Vollständigkeit von Kunstwerken

Wenn ich mir ein Gedicht anschaue, gibt es bei mir häufig zwei Reaktionen. Die erste genießt das Gedicht, bewertet seine Schönheit anhand meiner Wahrnehmung und baut abschließend ein Verständnis für den beschriebenen Moment auf. Die zweite versucht sich an einer inhaltlichen Analyse. Stimmt meine Wahrnehmung überhaupt? Ist meine Interpretation wahrscheinlich? Und woher nehme ich eigentlich diese Sicherheit?

Diese zweite Reaktion löst in mir ständig eine Diskussion aus: Vervollständige ich eigentlich ein Werk, wenn ich mehr Informationen darüber erhalte? Und meine Antwort darauf ist dann meist: Ja, natürlich. Aber dann sofort auch: Kann ich diesen zusätzlichen Informationen überhaupt vertrauen? Und sobald ich einem Menschen zum ersten Mal ein Gedicht zur Interpretation vorlege, woher soll ich denn überhaupt wissen, dass dieser Mensch den Inhalt des Werkes erkennt?

Dann wird sich plötzlich auf diesen Menschen bezogen, weil er Argumente für seine Überzeugungen gebracht hat. Aber eigentlich besteht doch immer noch die Möglichkeit, dass er sich irrt. So ganz grundlegend. Ein Beispiel: Vielleicht ist es eben kein Gedicht über den zweiten Weltkrieg, nur weil die Autorin Erfahrungen im zweiten Weltkrieg gesammelt hat und es um Panzer geht. Vielleicht ist es lediglich eine Erinnerung an ihre Kindheit, die sie verarbeitet, weil ihr Bruder ihr ständig den Spielzeugpanzer gestohlen hat.

Vielleicht stimmt aber auch beides nicht. Intepretationen scheinen keine Fakten zu produzieren. Sie vermitteln uns vielmehr Wahrscheinlichkeiten, die mit Argumenten vorgebracht werden und die unsere Fantasie beliebig anregen sollen. Oder worum geht es bei Interpretationen? Um Wahrheit? Um den objektiven Kern einer Botschaft? In den Geisteswissenschaften erscheinen mir diese Ziele als unerreichbar, weil die Subjektivität einer Wahrnehmung unsere Erfahrungen prägt. Und natürlich treten bei genügend Überprüfungen bestimmte Muster auf. Aber ist es dann nicht sogar kontraproduktiv, dass wir uns vorher über diese Muster informieren, damit wir zu einem besseren Verständnis eines Textes gelangen? Reproduzieren sich dadurch nicht einfach nur diese Muster und unser objektives Verständnis des Textes bleibt auf der Stelle?

Ist es also sinnvoll, sich vorher über einen Text zu informieren? Wenn wir uns statistisch dem Kern eines Textes annähern wollen, dann würde ich wohl nun eher zu einem Nein tendieren, weil wir sonst lediglich das reproduzieren, was bereits durch Autoritäten verbreitet wurde. Aber es erscheint mir gleichzeitig auch generell ungeeignet, eine statistische Herangehensweise zu bevorzugen. Denken wir mal kurz über die Folgen nach:

Wir nehmen uns ein Gedicht aus dem 11. Jahrhundert, das der Großteil der Testpersonen nicht versteht, weil es in Mittelhochdeutsch geschrieben wurde und die Wörter teilweise vollkommen andere Bedeutungen besitzen. All diese Menschen sollen jetzt eine Interpretation für dieses Gedicht abgeben, was dazu führt, dass der objektive Kern des Gedichtes rein statistisch wahrscheinlich dem kulturellen Verständnis eines Menschen aus dem 21. Jahrhundert entspricht.

Aber wie können wir uns sicher sein, dass das nicht bereits mit allen anderen Interpretationen geschehen ist? Wir haben zum Beispiel eine Interpretation eines Kant-Werkes aus dem 19. Jahrhundert, die vollkommen banale gesellschaftliche Fakten hineinbringt, die nichts mit dem ursprünglichen Text zu tun haben. Aber diese Interpretation setzt sich durch und beeinflusst die Interpretationen des 21. Jahrhunderts.

Doch was bleibt dann noch übrig? Es erscheint erneut dieses merkwürdige Kommunikationsparadoxon. Wir sprechen durch unsere subjektive Wahrnehmung eine andere Sprache mit anderen Wahrnehmungen von Wörtern. Und zum Schluss verstehen wir uns trotzdem. Wie kann das sein? Sind unsere Wahrnehmungen dann doch so ähnlich?

Zwei weitere Aspekte dieser Untersuchung sind für mich Kontext und Konkretheit. Ein Beispiel: Ein gezeichnetes schwarzes Dreieck auf einem weißen Grund soll für die Trinität der christlichen Kirche stehen. Die Botschaft ist ohne Kontext nicht erfassbar. Soll die Botschaft erfassbar bleiben? Oder soll das Dreieck für sich stehen und als Kunstwerk ohne Kontext betrachtet werden? Ich denke, dass Werke ohne Kontext auch weniger Gefühle anregen, da sie keine Zusammenhänge hervorrufen, die möglicherweise das Einfühlen erleichtern.

Diese Kontextlosigkeit ist von einer unkonkreten Darstellung zu unterscheiden: Zwar erzeugen abstrakte Techniken aus sich selbst heraus schon weniger Kontext, können aber genau aus diesem Grund gewählt werden, um die Aufmerksamkeit auf andere Aspekte zu lenken und den Kontext dieser Elemente zu verstärken. Eine Verwendung unkonkreter oder abstrakter Darstellungsmittel ist damit Bestandteil des Kontextes. In der Fotografie zum Beispiel ein Kontrast zwischen abstrakt texturiertem Hintergrund und einem Porträt im Vordergrund.

Und letztendlich bleibt die Spannung beim Lesen. Autoren tendieren dazu, Werke zu verdichten, um eine Erfahrung greifbarer zu gestalten. Um allerdings dem Werk einen gehobenen Anspruch zu geben und einen Wert zu vermitteln, werden meist mehrere Ebenen miteinander verwoben, was dazu führt, das ein erstes Verständnis erschwert wird, das Gedicht dann aber aufgrund der Anstrengungen beim Verstehen stärker im Gedächtnis bleibt.

Ich kann den Versuch sehr gut nachvollziehen, aber nun ja. Wie bei dem Beispiel mit dem Dreieck kann es eben passieren, dass dadurch der Kontext vollkommen verschwimmt. Und das Dreieck bleibt dann eben Dreieck, und es wird nicht als christliche Trinität verstanden. Und dann denke ich mir: Dann eben nicht. Dann verstehe ich eben nicht, was der Autor von mir wollte und interpretiere es so, wie ein Mensch aus dem 21. Jahrhundert etwas interpretieren würde, was ihm vorgesetzt wird. Ich liefere meine Argumente. Und wenn das jemand anderen dazu bringt, sich mit seinen eigenen Gefühlen zu beschäftigen und ein eigenes Verständnis für sein Leben aufzubauen, cool.

Aber was soll ich denn sonst tun, wenn sich der Autor nicht erklärt? Und selbst wenn er sich erklärt, wie soll ich sicher sein, dass ich ihn dann verstehe? Mir erscheinen diese Probleme unlösbar. Und dann schaue ich auf meine erste Reaktion zurück und freue mich, dass das meine erste Reaktion ist. Keine Frage, die erste Reaktion hat ihre eigenen Probleme mit der Unlösbarkeit einer verständlichen Wahrnehmung. Aber wenigstens kann es da diese kurzen Momente geben, in denen ich diese wunderschönen Blumen genießen kann, ohne sie in ihre Bestandteile zu zerlegen und wissenschaftlich zu analysieren. Und für die zweite Reaktion gebe ich mir eben Mühe, meine Argumente darzulegen und bin für alle weiteren Ansichten offen.

Dienstag, 16. Februar 2016

Lernen: You Are Not So Smart - The Argument from Ignorance

You Are Not So Smart ist ein Buch von David McRaney, das 2011 veröffentlicht wurde und in dem er auf die psychologischen Eigenheiten des Menschen eingeht. In dieser Serie möchte ich alle beschriebenen Verhaltensweisen zusammenfassen, um ein besseres Verständnis dafür zu erhalten.

Es besteht die Möglichkeit, dass wir eine Erklärung annehmen, weil wir die Argumente der Gegenseite ignorieren oder kleinreden. Bei dieser Argumentationsform reicht es uns aus, dass wir etwas nicht wissen, um darüber zu erklären, dass etwas wahr oder falsch ist.

Wir könnten beispielsweise davon ausgehen, dass es das Loch-Ness-Monster gibt, weil bisher zu wenige Beweise geliefert wurden, dass es nicht existiert. Dasselbe gilt für die Mondlandung. Wie können wir uns sicher sein, dass sie wirklich stattgefunden hat? Wenn wir eine bestimmte Auffassung lange genug vertreten, dann versuchen wir sie zu beschützen, weil sie ein Bestandteil unserer Persönlichkeit geworden ist.

Folgen: Um dem entgegenzuwirken, ist es wichtig, Argumentationen ständig zu überprüfen und alle Möglichkeiten miteinzubeziehen. Allerdings halte ich das Ignoranzargument letztendlich für unauflösbar. Jede These besitzt nur eine gewisse Wahrscheinlichkeit. Manche davon sind wahrscheinlicher, manche unwahrscheinlicher. Doch genau zu entscheiden, ab wann etwas so wahrscheinlich wird, dass es sich über andere Thesen hinwegsetzen kann, ist sehr anstrengend und braucht gute Argumente. Dennoch können wir darauf achten, dass wir nicht so schnell einfach etwas hinnehmen, weil wir uns wünschen, dass es wahr wäre.

Montag, 15. Februar 2016

Lernen: You Are Not So Smart - The Argument from Authority

You Are Not So Smart ist ein Buch von David McRaney, das 2011 veröffentlicht wurde und in dem er auf die psychologischen Eigenheiten des Menschen eingeht. In dieser Serie möchte ich alle beschriebenen Verhaltensweisen zusammenfassen, um ein besseres Verständnis dafür zu erhalten.

Wenn wir die Qualität der Quelle unserer Informationen als Argument für deren Glaubwürdigkeit heranziehen, dann handelt es sich um ein Autoritätsargument. Wir gehen davon aus, dass Menschen, die sich mit einem bestimmten Themenfeld auskennen, vertrauenswürdig sind, auch wenn sie sich zu einem anderen Bereich äußern.

Wenn uns ein Tauchlehrer beispielsweise Hinweise darauf gibt, wie wir unsere Sauerstoffflasche zu bedienen haben, dann sollten wir besser zuhören, damit wir nicht ertrinken. Wenn der gleiche Lehrer allerdings dazu übergeht, uns von seinen Erfahrungen mit einem Unterwasservolk zu berichten, dann sollten wir vielleicht nicht mehr so vertrauensselig agieren.

Folgen: Autoritätsargumente sind nicht von Grund auf schlecht. Wenn wir eine Person kennen, die sich mit einem bestimmten Thema besonders gut auskennt, dann können wir auch dieser Person vertrauen. Wir sollten nur darauf achten, dass wir, falls uns etwas merkwürdig vorkommt oder Argumente uns nicht schlüssig erscheinen, nachfragen, um eine genauere Erklärung zu erhalten.

Wohnzimmerregal: The IT Crowd (2006-2013)


Ich bin ein großer Freund von englischem Humor, weil dort sehr viel mit Ironie und Sarkasmus gearbeitet wird. Und wenn dann auch noch Elemente der Nerdkultur eingearbeitet werden, dann schafft es die Serie, mich vollkommen zu überzeugen. The IT Crowd ist perfekt darin, diesen schmalen Grat zwischen Parodie und Authentizität zu wandeln.

Roy und Moss bilden zusammen die gesamte IT-Abteilung von Reynholm Industries. Die beiden Nerds sitzen im Keller des Bürokomplexes und langweilen sich jedoch die meiste Zeit über, weil sich ihre Aufgaben darauf reduzieren, die Menschen danach zu fragen, ob sie bereits versucht haben, den Computer herunter- und wieder hochzufahren (Have you tried turning it off and on again?). In dieses soziale Gefüge wird Jen hineingeworfen, die neu anfängt und sich einen Platz in einem Großraumbüro erhofft, aber aufgrund ihrer fehlinterpretierten Bewerbung in den Keller geschickt wird, um dort die Abteilung zu leiten. Plötzlich müssen sich also die drei miteinander arrangieren, was zu allerhand Durcheinander und Missverständnissen führt.

The IT Crowd ist für mich so wertvoll, weil sich die Geschichten selbst nicht so ernstnehmen. Wir haben einen lockeren Umgang mit der Realität, was dazu führt, dass auch Handlungen erzählt werden können, die über die Realität hinausgehen, zum Beispiel über die Erfindung eines BHs, der immer richtig sitzt. Insgesamt ist The IT Crowd dadurch eine der Serien, die nichts von ihrem Charme verliert.

Montag, 8. Februar 2016

Lernen: You Are Not So Smart - Brand Loyalty

You Are Not So Smart ist ein Buch von David McRaney, das 2011 veröffentlicht wurde und in dem er auf die psychologischen Eigenheiten des Menschen eingeht. In dieser Serie möchte ich alle beschriebenen Verhaltensweisen zusammenfassen, um ein besseres Verständnis dafür zu erhalten.

Wir tendieren dazu, unsere Ausgaben zu verteidigen, auch wenn wir nicht erklären können, warum wir uns für sie entschieden haben. Jede dieser Entscheidungen ist mit Gefühlen verbunden, die sich verstärken, wenn wir eine feste Verbindung aufbauen, zum Beispiel in Form von Besitz.

Wir streiten darüber, ob Xboxen oder Playstations, PCs oder Macs, Coca Cola oder Pepsi besser sind. Wir fangen an, auf Reddit darüber zu diskutieren, versuchen Vergleiche zu ziehen und uns zu rechtfertigen. Selbst wenn wir etwas geschenkt bekommen, bauen wir eine emotionale Beziehung dazu auf.

Folgen: Doch warum verteidigen wir diese Dinge? Sind sie ein Ersatz für unsere familiären Gefühle? Ich denke, dass wir darauf achtgeben sollten, nicht mehr so intensiv für unsere Gegenstände zu argumentieren und lieber das Positive mit anderen zu teilen.

Samstag, 6. Februar 2016

Naive Fragen für ein besseres Leben

Warum fangen wir irgendwann an, Fragen zu stellen? Weil uns merkwürdige Begebenheiten auffallen, die wir nicht erklären können? Weil die Welt plötzlich immer komplizierter wird und uns über den Kopf steigt? Oder weil wir, wenn wir allein sind, nicht mit uns selbst klarkommen? Was bringt uns dazu, unsere Menschlichkeit zu erkunden? Was treibt uns plötzlich an, kein Rädchen mehr in der großen Maschine sein zu wollen?

Ich habe angefangen, mich für Philosophie zu interessieren, als ich mit 13 Jahren das Gefühl hatte, bereits alles gesagt zu haben. Menschen sterben um mich herum. Menschen sind in endlosen alltäglichen Kreisläufen gefangen. Und trotzdem geht alles immer weiter. Hast du genug gegessen? Hast du genug geschlafen? Bist du bereit für den nächsten Schritt in deinem Leben? Immer und immer wieder dasselbe.

Doch was nützt das alles? Was nützen Fragen in dieser endlosen Gleichheit? Selbst wenn wir uns damit beschäftigten, wohin soll einen das führen? Woran wächst man, wenn es nichts zu wachsen gibt? Naturwissenschaften beschreiben alles, was unsere Bedürfnisse verlangen können. Alles darüber hinaus ist sinnlos. Und doch wollen wir nicht, dass es so einfach ist. Wir wollen nicht alles wissen. Aber es gibt keinen Ausweg. Jeder Ausweg ist eine Illusion, die dazu führt, dass wir nicht ehrlich mit uns selbst sind.

Aber diese unausweichliche Ehrlichkeit ist es, die mich so fasziniert. Lassen wir also doch mal davon ab, uns den endlosen Prozessen des Lebens hinzugeben und fragen uns etwas anderes, etwas das abseits dieser Selbsterhaltung besteht. Vielleicht lassen sich Fragen formulieren, die das Menschsein angenehmer gestalten, selbst wenn uns dessen Sinnlosigkeit bewusst geworden ist, selbst wenn wir in den Abgrund geschaut haben und uns die Dunkelheit darin in ihren Bann gezogen hat. Vielleicht hilft das.

Was und warum überhaupt? Warum wähle ich zunächst diese beiden Fragen? Warum, die Frage nach der Ursache, nach einem motivierten Ablauf, nach einer Herleitung. Was, die Frage nach dem Inhalt, der Beschreibung, der Definition. Wenn wir "was und warum?" fragen, dann fragen wir uns, wie etwas innerhalb unserer Weltanschauung sinnvoll interpretiert werden kann? Wir suchen Wörter, die uns andere Wörter erklären. Für mich sind diese beiden Fragewörter die wichtigsten Hilfsmittel für Fragen überhaupt, weil mit jeder auf sie gegebenen Antwort ein neuer Kontext geschaffen wird.

Und deshalb sind es die ersten Fragen, die sich jeder selbst stellen sollte, wenn er oder sie sich überhaupt etwas fragt. Was ist das genau, was ich nicht verstehe? Was beinhaltet es? Was gibt es für unterschiedliche Überzeugungen davon? Und warum bin ich bisher der Überzeugung gewesen, dass die Vorstellung, die ich von dieser Sache hatte, die richtige wäre?

Warum leben wir? Was bedeutet das genau? Warum laufen verschiedene Prozesse in unserem Körper ab, die uns am Leben erhalten? Was ist Leben? Warum ist die Evolution dafür verantwortlich? Was gibt es für Konzepte, die die Welt beschreiben? Warum brauchen Menschen ein Verständnis von der Funktionsweise der Welt? Was sind Bedürfnisse? Warum wollen wir am Leben bleiben?

Wenn wir lange genug warum fragen, dann stoßen wir auf unendlich viele Probleme. Wir bemerken nicht nur, dass die Säulen, auf denen sich unser Wissen aufbaut, unglaublich wacklig sind, sondern wir werden auch genügsamer mit den Antworten, die wir von Menschen erwarten können, denn jede Antwort ist nur mit bestimmten Annahmen haltbar. Gehen wir mit diesen Annahmen nicht mit, dann hat auch die Antwort für uns kaum eine Bedeutung.

Was ist der Sinn des Lebens? Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Die Fragen lassen sich nicht beantworten. Wir fragen uns diese Fragen, weil wir denken, dass wir uns selbst erkennen können, wenn wir wissen, woraus wir bestehen oder was das Ziel unserer Existenz ist? Aber eigentlich wissen wir, was unser Ziel ist. Unsere gesamte Existenz ist darauf ausgerichtet, uns am Leben zu erhalten, uns fortzupflanzen und dann das Leben unseres Nachwuchses zu erhalten. Alles andere ist Ablenkung. Mehr zu wollen, ist ein Auswuchs unserer Erkenntnis, überhaupt nach mehr fragen zu können. Vielleicht sollten wir deshalb aufhören, nach einem höheren Sinn zu suchen und uns lieber darauf konzentrieren, einen Sinn mit unserem umfangreichen Wissen für uns selbst zu konstruieren.

Was macht mich glücklich? Ist das, was mich glücklich macht, das einzige, was mich glücklich macht? Warum macht es mich glücklich? Werden andere Menschen unglücklich, wenn ich das tue, was mich glücklich macht? Warum werden sie unglücklich? Was rechtfertigt, dass ich glücklich bin, wenn andere dadurch unglücklich werden? Gibt es einen Kompromiss? Muss es einen Kompromiss geben?

Mit unserem Wissen über uns selbst, über unseren biologischen Körper, über die chemischen Reaktionen in unserem Körper, Hormone, die Psychologie unseres Selbst, mit all diesen Dingen, können wir uns selbst einreden, dass es uns gut geht. Und dann geht es uns auch gut. Weil es gar nichts anderes zu geben braucht. Man kann sagen, dass alles zumindest in biologischer wahrscheinlich aber auch in physikalischer Hinsicht danach strebt, weiter zu existieren. Wenn das nicht der Fall wäre, dann würde man aussterben. Unser gesamtes Sein, also das Sein von Millionen von Jahren, besteht also bisher daraus, dass wir versucht haben, weiterzuleben. Wenn wir uns also einreden, dass das Leben schön ist, dann ist es auch schön. Nicht leben zu wollen und sich der Sinnlosigkeit des Lebens hinzugeben, sind dementsprechend Illusionen, weil die Schönheit des Lebens darin besteht, weiter existieren zu wollen.

Wie kann man also weiter existieren, so dass man glücklich ist, auch wenn man die Frage nach dem Sinn beiseiteschiebt? Vielleicht sollten wir uns fragen, was wir bisher erlebt haben? Was kann man denn überhaupt erleben? Wie können wir positive Gefühle hervorbringen? Wie können wir diese Gefühle erhalten? Was müssen wir tun, damit wir nicht taub gegenüber diesen Gefühlen werden, weil wir ihnen zu häufig ausgesetzt gewesen sind? Wie setzen wir unser Glück um?

Wenn wir diese Fragen klären können, dann können wir aufhören, darüber nachzudenken, was unser Leben so miserabel macht. Wir können aufhören, darüber nachzudenken, ob unser Leben etwas braucht. Denn eigentlich bieten Ideologien oder Religionen immer nur dieselben grundlegenden Dinge, die uns glücklich machen: ein Gefühl von Sicherheit durch das Zusammensein mit anderen ähnlich denkenden Individuen. Plus Genüsse: Schlafen, Essen, Trinken, bewusstseinsverändernde Zustände, Nähe, Sexualität. Wenn wir das begreifen, dann können wir selbst nach diesen Elementen suchen. Und wir werden glücklich, ohne dass wir uns abhängig machen müssen.

Von wem bin ich abhängig? In was für einer Gesellschaft möchte ich leben? Was kann ich aufgeben und dabei trotzdem noch glücklich bleiben? Wer hat Macht über mich? Wem vertraue ich und warum? Was erwarten andere von mir? Wie weit kann ich mich von anderen abwenden?

Eine Gesellschaft funktioniert solange, wie wir uns auf grundlegende Regeln einigen können, die uns letztendlich allen helfen, unsere Bedürfnisse so zu erfüllen, dass wir glücklich werden können. Gibt es ein zu großes Ungleichgewicht, einen fehlenden Kompromiss, bricht die Gesellschaft auseinander.

Abhängigkeit ist ein Maß dafür. Unsere Gesellschaft hilft uns dabei, Ziele zu erreichen, die wir allein, nie erreichen können. Wir können zum Beispiel jeden Tag Toast mit Butter und Salz essen, was wir auf uns selbst gestellt in unserer derzeitigen Situation nur vielleicht nach Monaten schaffen würden (Salz besorgen, Getreide anbauen, Kühe halten). Da unsere Gesellschaft allerdings so spezialisiert ist, leben wir teilweise in vollkommen anderen sozialen Welten, sodass auch andere Vorstellungen über den Ablauf des Lebens präsent sind.

Eine Gesellschaft versucht deshalb zwischen den verschiedenen Welten zu vermitteln, was natürlich unmöglich ist, ohne eine Abhängigkeit in Form von Normen und Werten aufzubauen. Ohne die Vorstellungen, die die Gesellschaft an uns heranträgt, würden wir mit dem Rest der Gesellschaft Probleme bekommen. Aus diesem Grund wünschen wir uns so häufig eine Gesellschaft, die unsere Individualität achtet, was in den meisten Fällen allerdings nur bedingt funktioniert.

Wenn wir also glücklich werden wollen, dann müssen wir uns überlegen, wie wir unsere Abhängigkeit von der Gesellschaft abbauen können, damit wir ohne ihren Druck unser Leben gestalten können. Wenn wir unsere Abhängigkeit dadurch abbauen, dass wir selbst alles für uns leisten können, dann ist das eine Möglichkeit. Wenn wir unsere Abhängigkeit abbauen, indem wir unsere Werte und Normen auf die Gesellschaft übertragen, dann ist das eine andere. Doch was wollen wir eigentlich?

Wenn wir uns all diese Fragen stellen, dann lasst uns genau darüber nachdenken, wie wir die oben genannten einfachen Bedürfnisse von allen befriedigen können. Und den Rest lassen wir jeden selbst entscheiden, solange dadurch die Bedürfnisse der anderen nicht in Gefahr geraten und übermäßig unterdrückt werden. Das ist keine einfache Aufgabe. Und es gibt auch keine einfache Antwort darauf, weil eben nicht geklärt ist, was als gerechte Aufteilung der Bedürfnisse gelten kann. Aber es ist auf jeden Fall ein Anfang, der uns eine individuellere Suche nach unserem Glück ermöglicht.

Donnerstag, 4. Februar 2016

Lernen: You Are Not So Smart - Apophenia

You Are Not So Smart ist ein Buch von David McRaney, das 2011 veröffentlicht wurde und in dem er auf die psychologischen Eigenheiten des Menschen eingeht. In dieser Serie möchte ich alle beschriebenen Verhaltensweisen zusammenfassen, um ein besseres Verständnis dafür zu erhalten.

Wir suchen Bedeutung in zufälligen Ereignissen, weil diese uns möglicherweise Zusammenhänge offenbaren, die uns schützen können. Wir nehmen bestimmte Muster und Geschichten wahr und interpretieren diese im Zusammenhang mit unserer Persönlichkeitsentwicklung.

Eine ausgeprägte Neigung zu diesem Phänomen führt zu einer übermäßigen Verknüpfung von alltäglichen Ereignissen mit eigenen Überzeugungen: Es muss doch etwas Besonderes sein, dass ich meinen Geburtstag mit so vielen meiner Lieblingsberühmtheiten teile, obwohl man seinen Geburtstag natürlich mit Millionen von Menschen auf der Erde teilt. Oder die Zahl 23 muss doch irgendeine besondere Bedeutung haben, wenn sie an den verschiedensten Stellen in meinem Leben auftaucht, auch wenn die Zahl nur bedingt häufiger auftritt, als andere Zahlen.

Folgen: Eine abschließende Suche nach Bedeutung ist immer zum Scheitern verurteilt, wenn man sich mit den Antworten nicht irgendwann zufrieden gibt. So kann ich jeden Zusammenhang immer hinterfragen und ihn in seiner Bedeutung anzweifeln. Wenn wir uns jedoch vollkommen gegen eine Bedeutungsfindung stellen, dann können wir gar nichts erklären. Ich denke aber, dass es sinnvoll ist, bestimmten Geschichten zu vertrauen, um sachkundige Aussagen treffen zu können. Wenn wir zum Beispiel einen Ball fallen lassen, dann gehen wir davon aus, dass uns die Wissenschaft sagt, dass er nach unten fallen sollte. Vielleicht sollten wir deshalb darauf achten, dass wir lediglich versuchen, gute Argumente für unsere Überzeugungen zu finden.

Dienstag, 2. Februar 2016

Glück hinterfragen

Das, was uns gut tut, das was uns Spaß macht, ist das, worauf wir zurückkommen. Wir essen leckeres Essen, weil es lecker ist, weil es unseren Gewohnheiten entspricht und diese Gewohnheiten ein bestimmtes Muster angenommen haben, das wir genießen können. Ansonsten könnten wir uns sicherlich auch nur von verschiedenen Pasten und Wasser ernähren. Und vielleicht sollten wir das auch tun, wenn es uns darum geht, unser Leben zu verlängern. Dann würden wir auf die Lebensmittel verzichten, die unsere Körperfunktionen einschränken.

Doch wir tun es nicht. Wir machen uns in den meisten Fällen nicht einmal ansatzweise so viele Gedanken darüber, wie wir es möglicherweise tun sollten. Wie ernähren wir uns? Hauptsache gesund? Eigentlich nicht. Hauptsache lecker, ohne zu übertreiben. Hauptsache Spaß, ohne die Kontrolle zu verlieren. Auf jeden Fall nicht zu viel. Das ist eher das Motto, das ich vorschlagen würde. Das, was uns gut tut, kann doch auch gar nicht falsch sein.

Und das ist auch vollkommen richtig. Wenn uns etwas gut tut, dann können wir entspannen, wir müssen nicht darüber nachdenken, wir können es genießen. Wenn wir mit Freunden unterwegs sind, uns gut unterhalten, das Glück der Gemeinschaft empfinden, dann wird sich doch wohl niemand hinstellen und sagen: Sehen Sie, Sie sind für ihr Unglück selbst verantwortlich! Wie wäre das denn überhaupt zu vereinbaren? Glück und Unglück, die aus derselben Sache entspringen?

Ich will keine lächerlichen Beispiele mit moralischem Unterton aufbauen, in denen man ja schon hin und wieder mit seinen Freunden ausgehen kann, aber eben auf sich aufpassen muss, dass man nicht plötzlich zum Alkoholiker mutiert, weil man sich jeden Samstag die Kante gibt. Mir geht es darum, dass wir uns fragen, was uns glücklich macht? Und wenn es uns glücklich macht, uns jeden Samstag die Kante zu geben, dann ist das vollkommen okay!

Glück und Unglück haben da eine starke zeitliche Komponente, die durch die subjektive Wahrnehmung geprägt ist. Was wir als Glück wahrnehmen, nehmen wir doch lediglich unter den jetzigen Bedingungen als Glück wahr. So viele Erfahrungen können die schönsten Gefühle in einem beliebigen Moment schaffen. Aber diese Gefühle verblassen und was dann übrig bleibt, gibt uns einen tieferen Einblick in unser Selbst.

Das, was mich beschäftigt, ist, ob man sich das überhaupt schon einmal gefragt hat und ob man sich damit auseinandergesetzt hat, warum diese Sachen einen glücklich machen? Und selbst wenn man keine Antwort findet, dann wächst man doch immerhin daran. Vielleicht fange ich für mich an, Vergleiche zu ziehen und frage mich, ob jedes Glück identisch ist oder ob es sich lohnt, anderes Glück zu erfahren, durch andere Ereignisse. Vielleicht kann man über den Tellerrand der vorgegebenen gesellschaftlichen Konventionen hinwegblicken, um das zu erkennen, was einem wirklich selbst gehört!

Aber das kann ich nur, wenn ich mir bewusst mache, was mich glücklich macht und warum! Und das, was mich glücklich macht, hat eben diese Macht, sich unsichtbar zu machen, zu verschwimmen und sich nicht zu melden, bis ich mich irgendwann mit den Konsequenzen herumschlagen muss. Warum mag ich Bücher? Was macht Filme toll? Warum schaue ich die neunte Staffel einer Serie? Weshalb freue ich mich über Geschenke? Warum esse ich das dritte Mal diese Woche Pizza? Warum liebe ich diese Person? Warum mag ich es zu argumentieren? Ist es überhaupt gut, so viel über alles nachzudenken? Muss ich zu allem eine Antwort finden?

Samstag, 23. Januar 2016

Der Rhythmus der Nachrichten

Gehen wir mal davon aus, dass Nachrichten keine Verpflichtung sondern ein Zeitaufwand sind. Worüber würden wir dann gern informiert werden wollen? Über unsere Sicherheit? Über etwas, das uns alle betrifft? Über Geld, das uns verloren geht, wenn wir nichts dagegen unternehmen? Über Ungerechtigkeiten, die uns später treffen können, wenn wir nicht jetzt dagegen vorgehen? Über Entscheidungen, die getroffen werden, während wir nicht anwesend sein konnten?

Ich denke schon, dass das alles berechtigte Gründe sind, sich mit Nachrichten zu beschäftigen, eben weil sie uns dabei helfen, besser mit unserer Umwelt umzugehen. Gleichzeitig machen mir diese Gründe aber auch Angst, weil sie uns möglicherweise dazu bringen, Nachrichten zu sehr als etwas Feststehendes, Reales zu betrachten. Es lässt sich nur leider nicht verhindern, dass wir jemandem vertrauen müssen, weil wir selbst nicht anwesend waren.

Also vertrauen wir den Nachrichten erst einmal. Aber je mehr wir konsumieren, desto ausgeprägter wird auch unsere eigene Vorstellung von der Funktionsweise der Welt, bis wir plötzlich bestimmte Nachrichten nicht mehr akzeptieren. Im schlechtesten Fall hat die Nachricht dann keine große Auswirkung mehr auf uns, sondern bestärkt nur noch mehr unsere Überzeugungen. In Bezug auf die Flüchtlingsproblematik: Warum sollten denn schließlich mehr Menschen nicht auch mehr Probleme verursachen? Wir vernachlässigen die Grundfesten, auf denen unsere Gesellschaft aufgebaut ist und versuchen uns eine Welt zu schaffen, in der wir uns sicher fühlen können.

Warum wiederholen wir aber immer dieselben Parolen? Pegida, Flüchtlingskrise, Naziproblem? Gehen wir davon aus, dass diese Probleme besser verstanden werden, wenn wir sie immer wieder in den Nachrichten haben? Oder müssen wir sie in den Nachrichten haben, weil es aktuelle und wichtige Ereignisse sind? Was sollen Nachrichten denn überhaupt leisten, wenn nicht darüber informieren, was gerade eben passiert?

Tagtäglich wird für eine bessere Welt gekämpft. Die Frage ist nur: Für wen ist sie besser? Unsere verschiedenen Überzeugungen bringen uns zu unterschiedlichen Auffassungen über die Strukturierung unserer Gesellschaft. Und immer stärker erscheint mir eine Übereinkunft, die auf mehr Freiheit und mehr Individualität als Grundlage des eigenen Glücks basiert, gar nicht so aussichtsreich. Denn solange die Menschen innerhalb ihrer Bedürfnisse voneinander abhängig sind, führt eine gelebte Individualität eher zu einem Vergessen anderer. Warum sollte ich mich darum bemühen, andere zu verstehen, wenn sie maximal dazu beitragen können, meine Ansprüche einzuschränken?

Nachrichten sollten sich demnach Gedanken darüber machen, welches Bedürfnis ihre Information eigentlich erfüllt. Denn wenn wir unsere Intentionen nicht offensichtlich machen, wenn wir nicht versuchen, Nachrichten als ein Material zum Aufbau von Zuständen zu begreifen, dann werden wir meiner Meinung nach zu schnell abgelenkt. Wir reden plötzlich über die Folgen der Flüchtlingszuwanderung, ohne etwas gegen die Ursachen zu unternehmen. Wir beklagen uns über die Zustände, suchen einfache Antworten, werden von den Nachrichten taub gemacht, werden aggressiv. Dabei handelt es sich möglicherweise nur um eine Überfrachtung mit Informationen, die wir für nichts außer Wut und Beschwerden nutzen können.